Kawasakit bläst mit moderner Technik und "alter" Optik zum Angriff auf den "Platzhirsch" Harley Davidson. Mit der Baby-blauen Drifter hat sich Kawasaki stilistisch an den Klassikern von Idian aus den 40er Jahren orientiert. Starrahmen-Optik, überdimensionale Schutzbleche, schraubengefederter Einzelsitz, schwarz lackierte Gabel, Rahmen, Lenker und Lampen. Und das Ganze gepaart mit dem durchzugstarken 800er Motor aus der VN-Baureihe. Für Fans des Retro-Looks ist Kawa mit der Drifter ein schöner Wurf gelungen. Dabei verkörpert die 800er mit ihrer Starrahmenoptik noch mehr die Nähe zu den Vierzigern als ihre große Schwester, die 1500er. Preislich weit unter Harley-Niveau bekommt man eine wirklich auffallende Maschine. Dieser Preisunterschied wird allerdings unter anderem durch den verstärkten Einsatz von Plastik erkauft. So sind zum Beispiel Lampengehäuse, Schutzbleche und diverse Verkleidungsteile aus diesem Material, wohingegen in Milwaukee dafür noch "Eisen" verwendet wird. Dieser Unterschied fällt jedoch nur bei genauer Prüfung ins Auge. Und man darf nicht vergessen, dass Kunststoff nicht nur leichter ist, sondern auch dem "braunen Gammel" keine Angriffsfläche bietet (von der diese Maschine sonst einiges zu bieten hätte). Der 800er Motor ist durchzugsstark, wartungsfreundlich und katapultiert dieses große Motorrad immerhin auf 170 km/h, wobei dies sicherlich nicht die Geschwindigkeit ist, mit der sich Liebhaber dieser Maschine überwiegend bewegen. Gegenüber der 1500er hat die "kleine" Drifter keinen Kardanantrieb, was wohl den aufwendigen Hinterbau erst ermöglichte. Der 800er ist sparsam und vibrationsarm und verwöhnt durch Zuverlässigkeit im Alltag. Die moderne Technik erspart einem das regelmäßige "Schrauben", das man sich mit einem "echten" Klassiker erkaufen würde. Für Freunde des Nostalgielooks, die über ein kleineres Budget verfügen, erhält man mit der 800er Drifter für 15.500 DM einen tollen Gegenwert. Sie gehört definitiv zu meinen Favoriten für dieses Jahr!